Deutschland Kellinghusen & Wrist Schleswig-Holstein & Hamburg

Einst laut, nun still (2021, drei Bilder)

Memories are fading...
Party Zone Rade

Memories are fading...
Fischerhütte Fitzbek

Memories are fading...
Hard Rock Hütte Quarnstedt

Wie wurde noch ein Spieler des VfL Kellinghusen in der wohl letzten Ausgabe der Aktuellen Eichenallee auf Seite 74 vorgestellt? “Sven Grümmert muss einfach mit rein. (…) dass er mir bei meinem ersten Besuch das Klo in der Quarnstedter Partyhütte zeigte – ‘Ach, geh’ mal lieber aufs Feld!'”

Mitte der Neunzigerjahre gab es eine lebendige alternative Feierszene auf dem platten Land, meistens in einfachen Hütten und Schuppen. Exemplarisch zeige ich hier die von mir am häufigsten frequentierten Orte, es gab aber natürlich noch weitere. Noch immer flimmern die Geschichten der damaligen Zeit in den Köpfen der damals Anwesenden und zugleich ist dort aber auch die Erkenntnis, dass diese Kultur zu Beginn des neuen Jahrtausends verschwand. Natürlich wird bis heute vieles idealisiert, worüber Nicht-Beteiligte den Kopf schütteln oder gar die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Es war jedoch nun mal so, wie es halt war: alkoholschwanger, lustig, derbe und herzlich. Gefeiert wird immer noch, auch mit den Leuten von damals, mittlerweile aber durchaus geschmeidiger – meistens jedenfalls.

Heutzutage werden diese einstigen Feierstätten pragmatisch genutzt und/oder verfallen zusehends. Diese kleine Serie ist der dritte Teil der Reihe “Einst laut, jetzt still”, die bereits 2005 und 2015 von mir umgesetzt wurden, nun mittlerweile 25 Jahre nach den ersten Anarchoparties auf einem Feld bei Rade. Strom spendete dort übrigens ein Generator, der laufend neu betankt werden musste, was wiederum nie jemand auf der Pfanne hatte und es dementsprechend zu nächtlicher Stunde regelmäßig zwei bis drei Minuten zappenduster in der Location war.

Diese Serie zeigt auch das ewige Dilemma der Nostalgie: Wenn man in der Gegend, in der man aufwuchs, blieb, kommen einem beinahe täglich Ecken in die Quere, die man mit Kindheit und Jugend verbindet. Andererseits: Vielleicht wären viele dieser Erinnerungen nicht nur verblasst, sondern auch längst völlig vergessen.

Kamera: Canon EOS 500N
Film: Kodak Farbwelt 400 (expired 07/2008, pulled ISO 160)
Location: Rade, Fitzbek, Quarnstedt
Dezember 2021

2 Comments

  1. DIE PZR war damals “in” wie alle alternativen Partys überhaupt. Später wurde drastisch das Eingangsgeld erhöht oder nur für Geld das Bier raus gegeben. Das war nicht im Sinne alle jungen Leute, die sich gemütlich am Lagerfeuer trafen. Es folgte dann Techno-Party mit Drogen und zog auch Gesocks an. Schlägereien waren regelmäßig auf Koks und Pillen anzutreffen. Stress statt Party. Schippi verlegte die Partys dann nach Hause in den Bauernhof. Eintrittsgeld und Getränkepreise wurden als kleine Dorffete etabliert und als normal angesehen. So konnte der kapitalistische Betreiber immer mehr Geld scheffeln. Geld verändert den Charakter!!
    Die PZR ist mehr als nur ein Foto und zeigt das “easy weekend”. Geblieben ist davon nicht mehr viel und bestimmt nicht mehr in Rade.

    1. Doch! Es bleibt die Erinnerung und zwar im Kopf und nicht auf irgendwelchen gestellten Fotos. Die Anfangszeit war großartig und das kann uns keiner mehr nehmen.

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