Angestellte von großen Firmen aus den westlichen Industrieländern wurden für die Zeit, die sie in Saudi-Arabien arbeiteten, zum Beispiel in eigens dafür hergerichteten Arealen untergebracht. Mein Vater hatte sein (für die damalige Zeit) vollausgestattetes Appartment in einer Barracke im Philipp-Holzmann-Camp unweit des Flughafens im Osten Riyadhs. Die Anlage war grün und gepflegt, während außerhalb das für Wüstenstaaten übliche Beige vorherrschte. Im Restaurant wurde Weihnachten ein sehr üppiges Buffet aufgefahren und auch sonst war die Küche sehr schmackhaft – aber eben westlich geprägt. Nach arabischer oder türkischer (keine Kebabläden!) Küche musste man außerhalb des Camps Ausschau halten.
Kurios waren sicherlich die Wachleute, die einem vor allem zu später Stunde zwischen Appartement und Restaurant über den Weg liefen. Besondern ein Araber mit Patronengürtel, geladener Flinte und grimmigem Blick blieb haften. Tagsüber, wenn man denn da war, wurde man fünfmal täglich von außen beschallt: Drei Moscheen riefen zum Gebet. Ein Muezzin wirkte recht energisch, einer kannte beim Gesang nur eine Tonlage und einer klang beim Singen so, als hätte er bereits einiges an Selbstgebranntem in sich hineingeschüttet.
Kamera: Kodak Istamatic 255x
Location: Philipp-Holzmann-Camp, Riyadh
Dezember 1992/Januar 1993