Im Winter ist hier mehr als Monokultur.
Kamera: Canon EOS 500N
Film: Agfaphoto APX 100
Location: Springhoe
Februar 2020
2001 verschlug es mich nach Bünsdorf am Wittensee, einem recht abgelegenen und schön gelegenen Ort. Grund war der zweite von zwei Zivildienst-Lehrgängen. Das gastgebende Erholungs- und Bildungszentrum bewarb unter anderem das Dinghi am See und so ging es regelmäßig zu dritt oder zu viert und mit ein paar Drinks los. Weitere Freizeitmöglichkeiten: Der Bolzplatz im Dorf (der mitkickende Pastor wollte mir nach einem Fallrückziehertor (!) schon die Plakette für das “Tor des Monats” überreichen, hatte diese aber vergessen) und der Tischkicker in einem über diese zwei Wochen mit ausgetrunkenen Bierdosen vollgestopften Kellerraum.
Kamera: Canon IXUS 145
Location: Bünsdorf
Oktober 2021
Das Dosenmoor entstand in der letzten Eiszeit vor rund 12000 Jahren. Seit dem 18. Jahrhundert wurde dieses Hochmoor wirtschaftlich genutzt und von 1964 bis 1977 gab es sogar ein Torfwerk, das den Abbau industrialisierte. Seit dem glorreichen Jahr 1978 wird das Dosenmoor jedoch renaturisiert. So wurden unter anderem sämtliche Entwässerungskanäle zugeschüttet, um das Moor feucht zu halten.
Kamera: Canon EOS 500N
Film: Ferrania Solaris 200 (expired 11/200)
Location: Dosenmoor
Januar 2021
Als ich vor einiger Zeit alte Videos aus Teenager-Zeiten in den Neunzigerjahren sah, hörte ich in einem der Filme ein lautes Scheppern im Hintergrund. Dieses Scheppern stammte offensichtlich von einem Güterzug, der zwischen Kellinghusen und Hohenlockstedt unterwegs war. Wenige Jahre später wurde jedoch nicht nur diese Route eingestellt, sondern die komplette Gleisanlage abgebaut. Lediglich an der Mühlenbek zwischen Kellinghusen und Wrist befinden sich noch Gleise, die jedoch längst überwuchert sind.
Seit knapp zehn Jahren bemüht sich Kellinghusen um die Wiederbelebung der Trasse für die Regionalbahn in Richtung Altona. Passiert ist bis jetzt: nichts. In Zeiten der Covid-19-Pandemie soll es, so wird gemunkelt, sogar schon Wetten geben, die mit der Hoffnung der Menschen spielen: Was kommt zuerst? Die Wiederanbindung Kellinghusens an das Schienennetz oder ein effektiver (!) Impfstoff gegen das Coronavirus? Oder weiter gefragt: Was davon kommt überhaupt?
Kamera: Canon AF35M
Film: Agfaphoto APX 100
Location: ehemalige Bahntrasse zwischen Wrist und Kellinghusen
August 2020
Bereits bevor in diesem Sommer die Autoritäten der vermeintlich glorreichen Vergangenheit infrage gestellt wurden, lichtete ich in meinem Heimatort Kellinghusen diverse militärische Gedenkstätten ab. Nicht nur nahe der ehemaligen Bundeswehrkaserne wurde ich fündig, auch in einem kleinen Park auf meinem alten Schulweg und vor allem um die evangelisch-protestantische Sankt-Cyriacus-Kirche herum.
Den “Heldentod” starben diese Menschen, sie “fielen”, so steht es dort in Stein geschrieben. Schon als Kind irritierte mich der Begriff “gefallen” in diesem Zusammenhang. Gerade an Geburtstagen meiner Großeltern fielen solche Worte, wenn sich die Alten an Cousin X und Bruder Y, die den Zweiten Weltkrieg nicht überlebten, erinnerten. Sie “fielen”. Hin? Weich? Auf’s Maul? Wie reifes Obst von den Bäumen? Nein. In der englischen Sprache benennt man es unverblümter: killed in action, getötet im Krieg. Und waren sie Helden, weil sie für “uns” kämpften? Für und um was kämpften sie eigentlich für “uns”? Im deutsch-französischen Krieg, der vor genau 150 Jahren im Jahr 1870 losbrach und nach knapp einjähriger Dauer eine katastrophale Kette voller Vergeltung nach sich zog? Im Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918? Und im Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1945? Zogen hier wirklich Helden in Krieg? Und waren sie tatsächlich auch Opfer?

Denn nur die Besten sterben jung.

In Overndorf erinnert eine kleine Stele an den vor 150 Jahren begonnenen Deutsch-Französischen Krieg – den Grundstein für das Unfassbare, das in den nächsten Jahrzehnten folgen sollte.

Die Umgebung der Kellinghusener Sankt Cyriacus Kirche ist voll mit militärischen Gedenkstätten. Übrigens: Einmal lehnten sich deutsche Soldaten doch auf: Am Ende des Ersten Weltkriegs kam es zum sogenannten Matrosenaufstand, der das marode Kaiserreich endgültig zusammenbrechen ließ.

Bruder Z ist dort und dort “gefallen”, hörte ich als Kind die Alten reden. Dieses Wort in diesem Zusammenhang fand ich damals schon irritierend, heute schönfärbend.

Ob er wenigstens von Zuhause Humanismus mitbekam?

Es ging ja immer um eine gute Sache!

entdeckt in der Vorbrügger Straße
Und heute? Da glauben in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) einige Genoss_innen mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht etwas gegen den in der Bundeswehr immer stärker aufkeimenden Neo-Faschismus unternehmen zu können. Wenn eine völlig überalterte und empathielose Partei mal wieder ‘ne Idee hat. Wie wäre es mit Prävention und Geschichtsunterricht, der nicht nur aus Statistiken und Moralblabla besteht, sondern in dem gezielt lokale Opfergeschichten aufgearbeitet werden? Aber Sozen raffen mittlerweile gar nichts mehr außer bestenfalls Posten und Positionen.
Kamera: Nikon F-401x
Film: Agfaphoto APX 100
Location: Kellinghusen
April 2020
Daily Interval Action x251.
Kamera: iPhone 8
Location: Ku1, Kellinghusen
Oktober 2018
In einem Provinzkaff, in diesem Falle Kellinghusen, Kunst zu zeigen, scheint durchaus problematisch zu sein, aber warum sollte man es eigentlich nicht machen? Und so ergab sich für mich die Möglichkeit, mein Thema und meine Fragen in einer kleinen Galerie zu zeigen und zum Nachdenken anzuregen.
Auf diesem Wege bedanke ich mich bei allen Interviewten beziehungsweise Portraitierten, bei den zahlreichen Besuchern und vor allem denjenigen, die mir weitere Interpretationen geliefert haben, bei Sonja und Sophia für das Sortieren und Korrigieren der Texte für das Beiheft, bei meinem Arbeitgeber BiBeKu GmbH für die günstige Druckgelegenheit, bei Jasper für die englische Untertitelung des Videoessays, bei meinen Eltern für das Bier-Sponsoring und bei Robin für die Bereitstellung des perfekten Ausstellungsraums.

Ausstellung im Ku1 – Raum für aktuelle Kultur in der Hauptstraße 52 in Kellinghusen vom 25. Mai bis 24. Juni 2018. Thema: Stille und Stillstand.

49 Menschen befragte ich von Juli 2015 bis September 2017, was “Stille” und “Stillstand” für sie darstellten. Während der Ausstellung kamen noch weitere Antworten hinzu.

Gezeigt wurde ein Videoessay mit ausgewählten Antworten und zum Thema passenden Zwischentönen.

Neben Videoelementen sowie abstrakten und antinaturalistischen Photographien wurden sieben Interviews präsentiert.

Kurioser Gast, der letztlich einen Feuerwehreinsatz auslöste.


Am letzten Ausstellungstag war die Hütte nochmal gut besucht.

Hierzulande “stiller Ort” genannt, in Japan wird klassische Musik beim Stuhlgang gehört – oder das Geräusch gluckernden Wassers, um Fürze zu übertönen.

Jessicas Bild hing zwar nicht an der Wand, landete aber im Beiheft, in dem alle 49 Antworten inklusive ihrer nachzulesen sind.

Mancher Gast, wie hier Co-Lektorin Sophia, hinterließ seine Gedanken zu den themengebenden Begriffen.
Und was sind Stille und Stillstand (für Dich)?
der Film zur Ausstellung
Kamera: Canon EOS 600D
Location: Ku1 – Raum für aktuelle Kultur Kellinghusen
25. Mai bis 24. Juni 2018
Vom 25. Mai bis 17. Juni 2018 zeige ich im “Ku1 – Raum für aktuelle Kultur” einen Einblick in meine teils partizipatorische Arbeit, die sich um die Begriffe “Stille” und “Stillstand” dreht – cineastische Photographien, Portraits und die dazugehörigen Interpretationen der Begriffe, Videoelemente und ein circa 35-minütiger Kurzfilm.
Die Eröffnung findet am Freitag, den 25. Mai um 18.30 Uhr statt. Weitere Öffnungszeiten:
• sonnabends (26. Mai, 02./09./26. Juni): 10.00 bis 12.00 Uhr
• dienstags (29. Mai): 10.00 bis 12.00 Uhr
• mittwochs (30. Mai, 06./13. Juni): 15.00 bis 17.30 Uhr
• weitere, auch spontane Öffnungstermine sind auch auf Anfrage möglich
Ich freue mich auf Euren Besuch!
(Und vielleicht sogar auf Eure Interpretation der Begriffe “Stille” und “Stillstand”.)
Adresse: “Ku1 – Raum für aktuelle Kultur”, Hauptstraße 52, 25548 Kellinghusen
Wer die Fotos der zweiten Herren- sowie der Frauenmannschaft vermisst: Fand meine Kamera alles nicht so hübsch, deshalb versagte doch glatt der manuell eingestellte Fokus… 😎

VfL Kellinghusen Ligamannschaft
Kamera: Hasselblad 500C
Film: Kodak Ektar 100
Location: Stadion Eichenallee, Kellinghusen
August/September 2015